Betreuungsangebote
Die Bausteine unserer professionellen Arbeit helfen eine jugendlichengerechte Betreuung anzubieten:
Sozialpädagogik
Die Jugendlichen werden an 365 Tagen 24 Stunden von einem, ab Mittags bis zur Nachtruhe von mindestens zwei Betreuern versorgt. An Wochenenden richtet sich die Betreuerzahl an der Gruppengröße und dem Inhalt des Betreuungsangebotes.
Jedem Jugendlichen wird ein Bezugsbetreuer als Case Manager beim Einzug in die Wohngemeinschaft zugeteilt. Nach der Eingangsphase besteht die Möglichkeit zum Betreuerwechsel.
Im Zusammenleben und -arbeiten mit den Jugendlichen nehmen die Betreuer eine Vorbildfunktion ein. Durch Identifikation sollen die Jugendlichen ein Gefühl von Sicherheit bekommen und so lernen, Vertrauen zu entwickeln. Nur auf dieser Basis lassen sich halbwegs höfliche Umgangsformen, die Regeln des Zusammenlebens, Werthaltungen, Problemlösungsstrategien etc. erarbeiten. Zusammen mit den Jugendlichen werden selbst gestaltetes Wohnen sowie eine wirtschaftliche Lebensführung (Teil- oder Selbstversorgung) trainiert und zu einer Körperhygiene und Bekleidungspflege angeleitet. Der Jugendliche soll die Unterstützung erfahren, die er braucht. Das Ziel des Selbstständigwerdens leitet uns dabei.
Neben ungelenkten Chillingphasen hat die bewusste Gestaltung und das Genießen der Freizeit einen hohen Stellenwert. Freizeit soll nicht von Sinnlosigkeit und Langeweile geprägt sein, sondern sie stellt ein attraktives Gegenangebot zu dem bisher gewohnten Lebensfeld in der Clique bzw. Szene dar. Die Betreuer liefern den Jugendlichen keine fertige Freizeitplanung. Durch ein Miteinander bei der Planung und Durchführung werden vielmehr Möglichkeiten von Aktivitäten aufgezeigt werden, um die Eigeninitiative der Jugendlichen zu fördern. Unsere Freizeitpädagogik sollte die Jugendlichen nicht dazu animieren, Freizeit nur zu konsumieren, sondern selbst zu gestalten und persönliche Kontakte zu pflegen. Zu diesem Prozess gehört auch das Erleben der Jugendlichen, dass sie Zeit und Energie aufwenden müssen, um einen Bekanntenkreis aufzubauen und Beziehungen aufrecht zu erhalten.
Sport, Bewegungstherapie beruht auf der Beobachtung, dass durch Bewegung die physiologischen und psychischen Leistungen des Organismus verbessert werden. Sport hilft Stress, Erschöpfung und Antriebslosigkeit zu bewältigen und das Selbstbewusstsein in allen Lebensbereichen zu steigern. Es kommt zu einer Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper und die Jugendlichen lernen, mit Erfolgen und Misserfolgen umzugehen. Sie entwickeln Gesundheitsbewusstsein und Kraft, um ihre Ziele zu verwirklichen. In Teamsportarten werden das soziale Lernen und die Entwicklung des Teamgedankens gefördert. Sport soll vorzugsweise mit Peers Gleichaltriger stattfinden. So haben die Sportaktivitäten neben dem Effekt der körperlichen Ertüchtigung auch Intervisionscharakter. Die Heranwachsenden sollen sich nach einer Eingewöhnungsphase für mindestens ein wöchentliches Sportangebot entscheiden. Zur Auswahl stehen derzeit:
- Fitness
- Kampfsport
- Fußball
- Streetsportarten
- Klettern
Ein strukturierter Alltag bietet Klarheit, Verlässlichkeit, Orientierung. Dadurch lernen die Jugendlichen, die eigene Lebensplanung aktiv zu gestalten und zu planen. Aktive Teilnahme und Verantwortung Übernehmen sind weitere Bestandteile des Lernprozesses. Hierfür bietet ein für die Jungs lebbares Regelsystem Orientierung und die Möglichkeit durch das zunehmend mehr geforderte Maß an Selbstorganisation Neues dazu zu lernen.
Zu Wochenbeginn erhält jeder Jugendliche einen schriftlichen Plan ausgehändigt, worin seine Aktivitäten der Woche ersichtlich sind (Arzttermine, AMS, Sport, Gruppengespräch, Therapie, etc.). Dieser basiert auf den mit dem Jugendlichen getroffenen Vereinbarungen.
Die Jugendlichen "verdienen" das Geld für ihren persönlichen Bedarf (Taschengeld) selbst. Sie erhalten â 1,00 € für eine Stunde für eine besuchte Schulstunde. Darüber hinaus erhöht ein Prämiensystem die Leistungsmotivation. Auch können sie Geld dazuverdienen, wenn sie für die Gemeinschaft besondere Arbeiten in der WG übernehmen (z.B. Ausmalen, beim Reparieren helfen, ...). Jedenfalls erhalten sie â 25,00 € im Monat; sollten sie nicht zur Auszahlung kommen können, weil beispielsweise ein Schüler durchgehend die Schule verweigert hat, wird der Betrag auf ein Sparbuch einbezahlt. Zusätzlich verwaltet der Bezugsbetreuer einen monatlichen fixen Betrag für Kleidung und persönliche Anschaffungen. Mit diesem System erreichen wir Verständnis, dass man seine finanziellen Bedürfnisse dann stillen kann, wenn man seine Arbeitskraft zu Geld macht
Bezugspersonen/Eltern sollen nach Möglichkeit als Kooperationspartner von Anfang an in den Prozess einbezogen sein. Ziel der Gespräche ist, Eltern bei den erzieherischen Aufgaben zu unterstützen und Lösungen für die jeweilige Ablösungsproblematik zu entwickeln. Das Finden einer angemessenen Haltung gegenüber Verhaltensauffälligkeiten, Grenzen setzen, coabhängiges Verhalten vermeiden sind exemplarische Themen, die gemeinsam mit den relevanten Umwelten des Jugendlichen besprochen werden. So entsteht eine bessere Prognose für eine Rückführung in das Ursprungsmilieu.
Die Jugendlichen haben die Möglichkeit, nach Vereinbarung mit Jugendamt und Obsorgeträger Wochenenden im Herkunftsmilieu zu verbringen. Sie sollen von der gewohnten Umgebung nicht abgeschnitten werden. So kann die Bereitschaft zur Inanspruchnahme der Maßnahme erhöht und zu einem Gelingen zur Rückführung beigetragen werden.
Sozialtherapie
Sozialtherapeutische Zusatzangebote
Neben den sozialpädagogischen Angeboten können individuelle sozialtherapeutische im Bedarfsfall bereitgestellt werden.
Verhalten ist somit eng mit der eigenen Lebensgeschichte und dem sozialen Umfeld verwoben. In der therapeutischen Arbeit mit Jugendlichen soll es deshalb nicht nur um Anpassung und Kontrolle, sondern eben auch um die Vermittlung sozialer Kompetenzen gehen. Um das Verhalten Jugendlicher aber verstehen zu können, kommt man deshalb nicht umhin, nach dem "subjektiven Sinn" auffälliger oder riskanter Verhaltensweisen zu fragen. Es ist die Bedeutung und die Funktionalität zu verstehen, die solche Verhaltensweisen für die Jugendlichen selbst besitzen. Wir sehen sie im Zusammenhang mit Initiation und kollektiver Bewältigung, mit Emotions- und Beziehungsdefiziten, mit Mangel an sozialer Anerkennung oder beschädigtem Selbstwertgefühl.
Die Psychotherapie bietet manchmal eine der Grundlagen für ein längerfristig stabiles Arbeitsbündnis mit Jugendlichen, in dem intensives Arbeiten an den spezifischen Problemlagen möglich wird. Die Ziele und Dauer der Einzeltherapie orientieren sich an der Problematik der Jugendlichen und werden individuell vereinbart.
Fallweise erweist sich der Jugendliche noch nicht als psychtherapiefähig. In diesem Fall können Alternativen in Form von Musiktherapie, Ergotherapie, Hippotherapie etc. bereitsgestellt werden.
Wir sprechen in der Einzelbetreuung bewusst von Sequenzen. Sie sollen intergrativen und nicht isolierenden Charakter besitzen. Jugendliche mit besonderen Bedürfnissen haben die Möglichkeit in diesem Rahmen ihr Verhalten zu trainieren, reflektieren und bestenfalls zu ändern.
Erlebnispädagogik kann als Erweiterung und Ergänzung zu therapeutischen Maßnahmen angesehen werden. Dies bedeutet, dass im Rahmen der erlebnispädagogischen Maßnahme keine therapeutische Interventionen oder therapeutische Vertiefungen des Prozesses vorgenommen werden. Im Rahmen einer möglichen laufenden Therapie können aber die Erlebnisse oder Erfahrungen therapeutisch genutzt werden. Den Rahmen bieten Outdoor-Aktivitäten, die für Jugendliche einen besonderen "Kick" verfügen und sie an ihre persönliche Grenze heranführen (z.B. Höhlenbefahrungen, Paragleiten, Rafting, Kletten, ...).
Es ist unser primäres Anliegen, dass die Jugendlichen im Regelschulwesen beschult werden. Die Jugendlichen erfahren größtmögliche Unterstützung dabei, sei es in Form von Hausübungsbetreuung, Nachhilfe oder Kursangebote.
Die enge Vernetzung mit den LehrerInnen erfolgt regelmäßig.
Manche Jugendliche haben ein sehr labiles Selbstwertgefühl und gehen davon aus, jeglicher Anforderung ohnehin nicht gewachsen zu sein. Ihre Schulerfahrungen sind hauptsächlich negativ besetzt. Der Widerstand gegen jegliche Ordnungsrahmen und Verbindlichkeiten zeigt sich hin und wieder intensiv und lange. Die Begegnung mit einer schulischen Atmosphäre, die bisher als Symbol für Versagen, Ablehnung, inneren Rückzug und Ausschluss erlebt wurde, sprengt oft die niedrigen Frustrationsgrenzen der jungen Menschen. Jugendliche werden seitens der Schulbehörde suspendiert ohne ein Alternativangebot zu stellen.
Als Alternative bieten wir einen Vormittagsbereich in der Stumpergasse, der keinen Ersatz für den Regelunterricht bzw. eine interne Beschulung darstellt.
Es ist das Angebot einer Tagesstruktur, die auf die Bedürfnisse und Problemlagen der Jugendlichen verstärkt Rücksicht nimmt.
Ziel sind pädagogische Versorgung am Vormittag, der Erwerb sozialer Kompetenzen und Arbeitshaltungen und eine eventuelle Wiedereingliederung in das Regelschulwesen.
Primäres Ziel ist, dass die Jugendlichen außerhalb der Wohngemeinschaft einer Beschäftigung nachgehen. Das kann eine Lehrstelle, eine geregelte Arbeit sein, eine Teilnahme an einem AMS-Projekt oder ein Praktikum. In Zeiten, in denen ein Jugendlicher keine Beschäftigung vorfindet, kann ein Arbeitsassistent zur Arbeitsplatzsuche vormittags zur Verfügung stehen. Jobsuche soll der Jugendliche als Arbeit ansehen lernen und besitzt verbindlichen Charakter.
Manche Jugendliche benötigen zeitweilig eine intensivere fachärztliche Betreuung. Diese können Vernetzungspartner oder unser Konsiliarfacharzt übernehmen.