Die Grundlagen
Im Folgenden werden die grundlegenden Haltungen der sozialpädagogischen und therapeutischen Arbeit aufgelistet. Es sind Theorien, die mögliche Interaktionen zwischen Betreuenden, Betreuten und Dritten erklären. Sie gehören zu unserem fachlichen Standard, mit dem Ziel, die Arbeit verstärkt auf Verständnis für die Zielgruppe und die Stärken der Jugendlichen auszurichten.
Unser Menschenbild des Personenzentrierten Ansatzes geht von der Annahme aus, dass jeder Jugendliche das Streben und die Kraft in sich birgt, all seine Fähigkeiten zu entdecken um ein selbstbestimmtes sowie eigenverantwortliches Leben zu führen. Die professionelle Hilfe durch Personenzentrierte Betreuer wird in einem Klima von Freiheit und Offenheit angeboten und durch Grundhaltungen begünstigt, die von persönlicher Wertschätzung, Einfühlung und Echtheit getragen sind. Medium zur Verständigung ist das Gespräch sowie körperliche, spielerische und kreativ & künstlerische Ausdrucks- und Kommunikationsmöglichkeiten.
Systemisch heißt für uns den Jugendlichen im Kontext seiner Beziehungen, seiner "Welt" zu sehen... ihn nicht losgelöst von all den Menschen rund um ihn herum, von all dem, was passiert ist, passiert oder möglicherweise passieren wird, zu sehen.
Wir begreifen ihn vielmehr als Teil eines Systems, das mit ihm, und mit dem er in Wechselbeziehung steht.
Modell-Lernen beschreibt Lernvorgänge, die durch die Beobachtung von Modellcharakteren ausgelöst werden. Modelle sind Betreuer und Therapeuten, deren Verhalten von Jugendlichen beobachtet wird. Die Jugendlichen sollen so von Vorbildern lernen & durch Nachahmen von dem Jugendlichen vorgelebten Verhalten.
Unter Partizipation verstehen wir die Beteiligung, Teilhabe, Teilnahme, Mitwirkung, Mitbestimmung und den Einbezug der Jugendlichen. Das Partizipationsmodell steht als Gegenpart eines passiven, unproduktiven und hilflosen Bildes von Jugendlichen und nimmt sie als eigenständige Subjekte ernst.
Im Sinne der Ressourcenorientierung werden alle Kraftquellen der Jugendlichen berücksichtigt und systematisch in die Betreuungsplanung sowie ihre Aktivitäten einbezogen. Anstatt einer Defizitorientierung wird eine Orientierung an den Begabungen der Jugendlichen entgegengesetzt. Wiederholte Gespräche unterstützen dem Jugendlichen bei der Bewusstseinsbildung und stärken seine Fähigkeiten, die er gezielt als Ressource für sein Leben in der Gruppe und seine weitere persönliche Entwicklung nutzbar machen kann. Der Jugendliche gelangt so zu Selbstermächtigung und Selbstkompetenz für ein selbstbestimmtes und zum Beispiel von Suchtmitteln unabhängiges Leben.
In der Arbeit mit Jugendlichen stehen die Betreuer immer wieder unter Beobachtung der Jugendlichen. Jugendliche verlangen hier Authentizität und suchen zugleich die Konfrontation. Die Betreuer sind daher naturgemäß mit sich selbst und ihren eigenen Handlungsmustern konfrontiert. Erfolgreich positive Haltungen zu vermitteln ist also nur möglich wenn sie vorgelebt werden unter Berücksichtigung der eigenen Authentizität.
Regeln bieten Verhaltenssicherheit. Wenn Regeln transparent zustande kommen, lassen sich Konsequenzen auf Regelverstöße auch begründen, im günstigsten Fall sogar vereinbaren. Jedenfalls müssen sie erfolgen. Jugendliche fordern zurecht Verbindlichkeit beim Einhalten von Vereinbarungen ein - und zwar für alle im gleichem Maße.
Kindeswohl
Als Einrichtung der freien Jugendwohlfahrt erachtet "jugend mit ziel" es als Auftrag, das Kindeswohl stets in unsere Entscheidungen einzubeziehen. Kindeswohl umfasst den Schutz und die Sicherheit des Kindes hinsichtlich der psychosozialen, der körperlichen und der intellektuellen Gesundheit.
Im Sinne des Kindeswohls zu handeln bedeutet für uns, dass wir den Jugendlichen mit seinen individuellen Bedürfnissen und Besonderheiten wahrnehmen, anerkennen und wertschätzen. Es bedarf neben sicheren, stabilen Bezugspersonen, die dem Jugendlichen Sicherheit geben und mit Zuneigung begegnen, ihn respektieren und akzeptieren auch einer entwicklungsgerechten Förderung, um eine autonome und selbstständige Lebensführung zu erlangen und sich erfolgreich in das gesellschaftliche Leben integrieren zu können.
Sieben elementare Bedürfnisse bilden die Bausteine für die Entwicklung der physischen, emotionalen, sozialen und intellektuellen Fähigkeiten (Hochstrasser, 2004):
- Das Bedürfnis nach Existenzsicherung
- Das Bedürfnis nach beständigen liebevollen Beziehungen
- Das Bedürfnis nach körperlicher Unversehrtheit, Sicherheit und Regulation
- Das Bedürfnis nach Erfahrungen oder das Bedürfnis die Welt zu erforschen, zu entdecken und zu begreifen
- Das Bedürfnis nach Grenzen und Strukturen
- Das Bedürfnis nach stabilen, unterstützenden Gemeinschaften und nach kultureller Kontinuität
- Das Bedürfnis, die Zukunft zu sichern